Schöne Orte, gutes Essen, tolle Leute und Midterms…

Oktober 2021. Die letzten Wochen war es leider ein bisschen ruhiger auf meinem Blog, das lag ganz einfach daran, dass in Korea im Oktober die Midterms geschrieben werden. Also Prüfungen, die wichtig für die Endnote des Kurses sind und nach der ersten Hälfte des Semesters geschrieben werden. Dazu kamen noch zwei sehr wichtige Tests im Koreanisch Intensivkurs… Dementsprechend hatte ich kaum Zeit zu schlafen geschweige denn irgendetwas besonders Aufregendes zu unternehmen haha. Allerdings habe ich ein paar schöne Parks in der Umgebung besucht und mir ab und zu einen leckeren Restaurantbesuch gegönnt. Der heutige Blog besteht also aus vielen Bildern und kurzen Kommentaren zu den Events~

Gwanganli Strandspaziergang Anfang Oktober – einer der ersten Herbstabende in diesem Jahr. Der Strand ist nur ca. 30 Minuten zu Fuß von meinem Wohnheim entfernt und immer einen Besuch wert, besonders abends ist es hier mit den tausend Restaurants, Cafés und der leuchtenden Brücke wunderschön.

Chinatown in Busan Mitte Oktober, auf dem Weg um meine Freunde vom Hotel abzuholen. Danach gingen wir nämlich alle zusammen den eine Stunde entfernten Wald auf dem Ahop Berg erkunden.

Ahopsan Wald, besonders berühmt für seinen großen Bambus. Hier kam mich eine Freundin aus Sejong für das Wochenende besuchen und wir hatten einen wunderschönen Tag. Wir stärkten uns mit traditioneller Rindersuppe und süßen Snacks für die fast 2 Stunden dauernde „Wanderung“. Alles war lustig bis die Sonne plötzlich unterging BEVOR wir aus dem Wald draußen waren. Außer Umwegen, weil wir den richtigen Weg nicht finden konnten und einem kleinen Sturz meinerseits schafften wir es jedoch recht unbeschadet aus dem Wald. Den Abend ließen wir entspannt in Seomyeon mit meinen all geliebten Milmyeon und Mandu ausklingen und erkundeten die kleinen Seitengassen. Einer der Straßenstände verkaufte allerlei frittierte und gedämpfte Teigwaren und verdiente sich an uns ein goldenes Näschen. Es war aber so unglaublich lecker, dass es jeden Cent Wert war. Besonders gut waren die an Quarkbällchen erinnernden frittierten Reisteigbällchen die in Zucker gewendet waren. Auch die handgroßen brotähnlichen Dumplings mit roter-Bohnen-Paste waren grandios.

Als nächstes das beste Essen der letzten Wochen~ Zu den Sandwiches ist zu sagen, dass es hier unglaublich schwer ist etwas zu finden, was annähernd an Deutschen bzw. meinen Geschmack nahekommt. Überall sind süße Mayonnaisen drin und meist gibt es eher wenig Gemüse. Kochschinken wie in Deutschland findet man auch extremst selten, der Schinken ähnelt eher Bierwurst. Nichtsdestotrotz kann man ab und zu einen guten Sandwich erwischen, besonders, wenn man keinen traditionellen Geschmack erwartet. Der Thunfisch Sandwich war zum Beispiel sehr lecker. Die Lachsplatte in der Mitte bestand aus 5 verschieden zubereiteten Lachsen. Der Großteil war roher Lachs, zudem gab es in Sojasoße, in Sake (japanischer Alkohol) und in Kräutern eingelegten und konservierten Lachs. Tatsächlich hat der in Kräutern konservierte Lachs am besten geschmeckt, er hatte ein ganz tolles Aroma. Zudem gab es noch gegrillten Lachs in Ingwer-Marinade. Daneben sind die Getränke die wir in einem Mal-Café getrunken haben. Mein Getränk hatte Eiswürfel mit echten Blumen!

Ein weiter Spaziergang Ende Oktober bei Nacht in Richtung Igidae Park. Der Park geht entlang der Küste in Richtung Süden. Die Stelle ist nur ein Ausläufer des Parks, den Park selbst werde ich in den nächsten Wochen noch erkunden!

Letztes Wochenende im Busan Citizens Park an einem perfekten Herbsttag. Der Herbst ist hier sehr angenehm, an fast jedem Tag scheint die Sonne und es sind bis zu 20 Grad Celsius. Der Park wurde gebaut, nachdem die Truppen der Amerikaner abgezogen waren und die Menschen gebeten hatten, aus den Baracken einen Ort der Entspannung zu machen. Heute gibt es sehr viele verschieden angelegte Bereiche im Park. Groß und Klein finden hier ihren Spaß und besonders am Wochenende sind dort sehr viele Familien unterwegs.

Gestern, in den letzten Tagen des Oktober war ich im UN Memorial Cemetery. Momentan wird das 70-Jährige Jubiläum des einzigen Cemeterys der UN gefeiert und vor dem Park gibt es ein großes Areal voll mit Blumen und Informationen über die Länder, die sich im Rahmen der UN am Korea Krieg beteiligt haben.

Ich hoffe, dass euch mein Beitrag gefallen hat und ihr den Stress des Alltags für eine kurze Zeit vergessen konntet. Die nächsten 2 Wochen werden nochmal sehr anstrengend, da das Ende meines Sprachkurses immer näher rückt und somit auch die große letzte Prüfung. Danach habe ich wesentlich mehr Zeit und hoffe noch viele weitere schöne Orte entdecken zu können.

Bis bald~

3 Tage in Jeonju

Samstag, 02.10.2021, 8 Uhr morgens. Nach einer kurzen Nacht machte ich mich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Station. Es war das erste Mal, dass ich das Wohnheim so früh verließ, da wir aufgrund von Corona keine Vorlesungen auf dem Campus haben und auch erst ab 7 Uhr das Wohnheim verlassen dürfen. Es war ein wirklich wunderschöner Morgen, die Gegend um die Uni war gerade erst am Aufwachen, die Luft war frisch und die Sonnenstrahlen färbten alles in einen orange-gelben Farbton. Ein Spaziergang in totaler Ruhe und das in einer Stadt mit 4 Millionen Einwohnern…

Auf dem Weg den Campus zu verlassen

In der U-Bahn-Station traf ich auf eine meiner zwei Freundinnen. Ich hatte sie in meinem Sprachkurs kennengelernt und um ehrlich zu sein das erste Mal wirklich getroffen (ein großer Fehler, man sollte Leute, mit denen man in Urlaub fährt, gut kennen bevor man ein Zimmer zusammen bucht xD). Wir machten uns auf zu einem großen Busterminal in Busan, von dem aus die Reisebusse abfuhren. Da war die Bustickets online gebucht hatten mussten wir sie an einem der Schalter vorzeigen und in Tickets aus Papier umwandeln lassen. Erst dann konnten wir in einen der sehr komfortablen Busse einsteigen.

Die Halle des Busterminals mit vielen Klamotten und Schuhläden
Komfortable Ledersitze mit viel Beinfreiheit und breiten Sitzen

Die Fahrt mit dem Bus dauerte ca. 4 Stunden und ging größtenteils über die koreanische Autobahn und durch einige Tunnel. Die Aussicht war eigentlich sehr schön und der Busfahrer fuhr – im Gegensatz zu Stadtbussen – sehr sicher und angenehm. Nach 2,5 Stunden gab es dann eine 10 Minütige Pause an einer Raststätte. Diese sah ganz anders aus wie Raststätten in Deutschland, denn es gab direkt an der Front des Gebäudes mehrere verschiedene Essensstände und innen noch einmal eine kleine Foodhall. Allerdings wurden dort ausschließlich süße oder frittierte Dinge inklusive Kaffee verkauft, wer also etwas anderes möchte, sollte sich etwas von zu Hause mitnehmen.

Ein größerer Außenbereich mit verschiedensten Snack-Ständen

Nach weiteren 1,5 Stunden kamen wir im 32 Grad heißen Jeonju an. Die Stadt hat in etwa die Größe von Mannheim und ist somit eher eine kleine Stadt. Allerdings ist sie bekannt für ihr Hanok-Village (traditionell koreanische Häuser) und für ihr sehr gutes, traditionell koreanisches Essen, besonders Bibimbap und Choco pie. Jeonju ist sogar eine UNESCO city of gastronomy. Nach der Ankunft brachten wir unser Gepäck in unser Zimmer, das zugegeben sehr viel kleiner war als angenommen und dessen Badtür sich nicht richtig schließen ließ. Für die 2 Tage war es allerdings ausreichend (man konnte dank einer gewissen Person sowieso nicht schlafen -.-). Da ich hungrig war, suchten wir einen lokalen Markt auf und ich kaufte frisch gemachte mit Fleisch gefüllte Wangmandu (왕만두) auch Königsmandu genannt. Mandu sind koreanische Dumplings und existieren in den verschiedensten Größen, Formen und Füllungen.

Das Zimmer für 2 Nächte
Super leckere Mandu
Ein Stand mit ganz vielen verschiedenen koreanischen Nebenspeisen, die traditionell zu Mahlzeiten neben Reis und Fleisch auf dem Tisch stehen

Wir ruhten uns auf dem Zimmer ein bisschen aus und gegen 6 fuhren wir zu einem sehr schönen traditionellen Restaurant, wo ich auf meine andere Freundin traf. Das Restaurant war anscheinend berühmt dafür, dass BTS dort eine Episode ihrer Serie drehte und dort aß. Wir saßen tatsächlich sogar an exakt dem Tisch wo auch sie saßen und auf jedem Stuhl war ein Aufkleber von dem Mitglied der Band, das dort gesessen hatte. Wir bestellten Bibimbap und quatschten viel, da ich und meine andere Freundin uns seit mehreren Monaten nicht gesehen hatten. Leider studiert sie nämlich an einer anderen Uni als ich, in der Nähe von Seoul.

Bibimbap
Verschiedenste Nebenspeisen zum Bibimbap
Das Restaurant in traditionellem Baustil

Nach dem Essen beschlossen ich und meine gute Freundin noch das Hanok Village bei Nacht zu erkunden. In dem Dorf sind überall Essensstände, Spiele, Lichter, Konzerte und Cafés. Im Prinzip wie ein aufgeräumter Jahrmarkt in traditionell koreanischen Häusern. Es war wunderschön und vor allem lecker. Wir streiften gute 3 Stunden um die Häuser und genossen den schönen Sommerabend.

Am nächsten Morgen sollte es nach Awon gehen, einem Resort ca. eine Stunde von Jeonju entfernt. Die Busfahrt war sehr wild, auf sehr engen Straßen ging es mitten durch die Pampa, die Dörfer wurden immer kleiner, die Häuser immer ärmlicher und wirkten selbstgebastelt, alle Häuser reihten sich quasi nur an der einen Straße auf welcher der Bus alle 5 Stunden vorbeifuhr. In Awon angekommen mussten wir eine Eintrittskarte kaufen und durften dann in das Resort, welches auch eine Art Museum war. Das Ziel des Resorts war es, sich in der Natur zu erholen und von der Schönheit des Ortes inspiriert zu werden. Der Keller des Hauses diente als Museum und war im Kontrast zu den Hanoks auf dem Gelände aus Beton und sehr „ungeschliffen“ gehalten. Neben dem Ausstellungsraum gab es ein Teezimmer, in dem man ohne Schuhe auf dem Boden sitzen und hinausschauen konnte. Ein Element, mit dem der Künstler viel spielte, war das Wasser. Selbst im Ausstellungsraum gab es eine große Wasserfläche und auch draußen traf man immer wieder auf schöne Wasserbecken oder Wasserspiele.

Wir gingen die Treppen nach oben und begaben uns in den wunderschön angelegten Außenbereich. Dieser bestand im Prinzip aus 5 Bereichen: einem Feld von pink muhly Gras, einem kleinen Bambus Wald der einmal um den Außenbereich führte, einem kleinen Teich, Hanoks und einem großen Hanok mit Ausblick in die Berge. Jeder Bereich hatte seinen eigenen Charme und bot viele Möglichkeiten wunderschöne Bilder zu machen. Das Café hatte neben Americano noch traditionellen Omija Tee im Angebot, ein Tee aus einer traditionellen Heilpflanze, sehr süß und erfrischend!

Gegen Nachmittag verließen wir Awon und gingen in das andere einige hundert Meter entfernte Hanok Dorf. Recht zufällig stolperten wir in das einzige Restaurant des Dorfes und wurden positiv überrascht. Sie servierten nur ein Menü, da es Feiertag war, aber es war grandios. Der Reis wurde in Bambus gedämpft und serviert und alle Nebenspeisen waren super frisch und lecker. Das Fleisch war super zart und da alle Nebenspeisen verschiedene Geschmäcker und Konsistenzen hatten war es ein sehr abgerundetes Geschmackserlebnis. Der Kellner war so lieb und ließ uns sogar das Bambusgefäß als Andenken behalten. Die letzten 2 Stunden unseres Ausflugs verbrachten wir dann in einem Café an einem See in der Nähe des Restaurants.

Abends wieder in Jeonju angekommen beschlossen ich und meine gute Freundin ein weiteres Mal nachts durch das Hanok Village zu spazieren. Außerdem aßen wir in einem mehrere Generationen alten Restaurant einer Dame, die wir am Vorabend zufällig kennengelernt hatten. Wir waren eigentlich nur auf dem Klo in einem Café und unterhielten uns auf Deutsch als sie uns plötzlich auf Deutsch ansprach und in ein Gespräch verwickelte. Ein wirklich seltener Zufall mitten im Nirgendwo einen Koreaner zu treffen der auch noch fließend Deutsch sprach. Sie lud uns in ihr Restaurant ein und erzählte uns von der Historie des Geschäfts. Das Essen war auch wirklich köstlich, man merkte, dass hinter den Rezepten viel Erfahrung und Liebe steckten. Im Hanok Village probierten wir dann die berühmten Choco pies aus Jeonju und Tanghulu, Früchte mit einer Art durchsichtigen Zuckerglasur, die allerdings ganz hart ist. Wir philosophierten einige Zeit in einem Pavillon in der Nähe und erkundeten weitere historische Gebäude und interessante Straßen bei Nacht. Es war wirklich eine perfekte Nacht~

Am nächsten Morgen gingen wir zu zweit durch die modernen Straßen von Jeonju und schauten uns die Läden an. Es gab sehr viele coole Läden, sogar ein Shop mit Klamotten und Schuhen von National Geographic (das habe ich in Europa zumindest noch nie gesehen). Die Straßen erinnerten mit ihrem Kopfsteinpflaster schon fast an Europa und auch die Gebäude wirkten auf mich recht heimisch. Die Straßen waren von interessanten kunstvollen Strukturen überdacht und jede Straße hatte eine Art Thema und alle Läden einer Branche waren dort angesiedelt. Es war ein schöner Abschluss dieses ereignisreichen Wochenendes und nach einer Portion Pasta in einem Brotleib machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen und freue mich schon von meinen nächsten Erlebnissen zu erzählen! Bis bald~

Wanderung zum Seokbulsa Tempel (12 Stunden nach einem Taifun)

26.08.2021 8:35 Uhr. Ausgestattet mit Wasser, Keksen und Sonnencreme machten wir uns auf den Weg unsere Begleitung einzusammeln. Am Vortrag hatte ich zwei nette Mädchen (auch Austauschstudenten an meiner Uni) kennengelernt! Die beiden luden mich dann recht spontan zu einer Wanderung zum Seokbulsa Tempel am nächsten Morgen ein. Der Tempel liegt oben auf dem Berg Geumjeong im Norden von Busan, zum Fuße des Berges kommt man gut mit der braunen U-Bahn Linie. Wir planten mit dem Cablecar auf den Berg zu fahren, der Eingang dazu liegt im Geumgang Park.

Eingang des Parks

Direkt nach dem Eintreten wurden wir von 2 aufgeregten, netten älteren Damen angesprochen, die sich selbst „forest commentators“ nannten. Erst dachten wir sie wollten uns vielleicht etwas verkaufen, da sie uns die ganze Zeit Lupen in die Hand drückten und meinten wir sollten uns die Blüten, die sie in unsere Hand steckten, genau anschauen. Tatsächlich wollten sie uns aber die besonderen Pflanzen des Waldes näher bringen und waren ganz entzückt, dass sie uns all ihr Wissen preisgeben konnten. Besonders in diesem Wald war Dongbaekggot, eine wunderschöne Pflanze mit roter Blüte, die die Stadtpflanze von Busan ist und nur dort wächst, da es in den anderen Teilen des Landes dafür zu kalt ist. Danach brachten sie uns noch verschiedene Spiele bei, die wir auf unserer Wanderung spielen könnten: koreanisches Schere, Stein, Papier bei dem jeder 4 Stängel eines Grases hat, wer gewinnt, darf eins davon abknicken und wer am Ende keine Gräser mehr hat ist der Sieger. Außerdem hatten sie aus den getrockneten Stängeln einer Pflanze große Ringe hergestellt und hatten natürlich einen Ringwurfstab dabei. Sie bestanden darauf, dass jeder einmal versuchte möglichst viele Ringe auf den Stab zu platzieren und feuerten uns engagiert an. Die Begegnung mit den zwei Damen war absolut bizarr aber so goldig, da die zwei eindeutig ihren Job liebten und vor Freude platzten uns all diese Dinge zu zeigen. Natürlich gab es auch eine große Fotosession und die Bilder unseres Treffens werden bestimmt noch vielen anderen Leuten stolz gezeigt werden hahaha.

Danach zeigten sie uns den Weg zum Cablecar und wir verabschiedeten uns. Wandern ist DER Volkssport in Korea und man trifft besonders viele ältere Damen und Herren, die in ihrer Freizeit die Berge erklimmen. Schon auf dem Weg zum Cablecar trafen wir die ersten Herrschaften, die leicht belustigt und leicht erstaunt über uns jungen Ausländerinnen meinten, wir sollten uns beeilen, die nächste Bahn würde gleich fahren. Die Bahn fährt alle 20 Minuten bis 20 Uhr auf den Berg und hinunter. An der Station angekommen waren wir ganz alleine und Mitarbeiter fragten sehr bemüht auf Englisch welche Karten wir wollten, raundütüripü oder wonü weii. Nach einigen Minuten kam dann die Bahn, die wir mit der Mitarbeiterin ganz für uns alleine hatten. Die Fahrt auf den Berg ist nur wenige Minuten lang aber die Aussicht ist grandios.

Oben angekommen wurden wir von dem Mann im Häuschen an der Bahn begrüßt. Als wir erzählten, dass wir zum Seokbulsa Tempel wollten, war er erstaunt und schon fast besorgt um uns. Er fragte noch einmal, ob wir uns auch nicht versprochen hätten und meinte der Weg sei ganze zwei Stunden lang und ob wir dort wirklich hinwollten. Er schaute auf einer alten handgezeichneten Karte nach dem besten Weg dorthin und wir verglichen die Route mit der von Kakao Maps (Koreanisches Google Maps).

Der Bereich direkt um die cablecar Station auf dem Berg

Wir machten uns auf den Weg und schon in den ersten 10 Minuten verliefen wir uns. An manchen Stellen war der Weg leider etwas missverständlich oder nicht ausgezeichnet. Die Wege sind wegen des Taifuns am Vorabend ziemlich mitgenommen gewesen und die Wassermengen waren später auch noch eine kleine, große Herausforderung. Nach der ersten halben Stunde des Weges kamen wir mitten im Nichts an einem Restaurant vorbei. Es hatte mit seinem rustikalen Look sehr viel Charme und man saß direkt im Wald. Wir bestellten eine Sprite und ruhten uns ein bisschen aus. Nach und nach kamen immer mehr ältere Herrschaften und bestellten Maggeolli (Koreanischer Reiswein), spielten Kartenspiele um Geld oder trafen sich zum Reden an einem der vielen Tische. Es wirkte alles sehr eingespielt als wäre das schon seit Jahren ein Ritual und war wirklich schön mit anzusehen.

Das Ambiente des Restaurants, im Rücken direkt der Wald
Ein süßer junger Hund neben dem Restaurant

Wir machten uns nach einiger Zeit wieder auf den Weg und nette Herren wiesen uns zur richtigen Abzweigung. Nach einer weiteren halben Stunde befanden wir uns vor dem Südtor, die erste Etappe war geschafft und bis dahin war der Weg auch noch recht einfach und nur leicht beschädigt.

남문 (das Südtor)

Ab hier begann das richtige Abenteuer und auch die Schilder waren immer öfter nur noch auf Koreanisch. An einer Stelle wurde man durch ein sehr kleines Dorf mit Hütten und Häuschen, vermutlich das der Restaurantbesitzer und anderer weniger Einwohner geführt und fühlte sich wirklich wie in deren Vorgarten und etwas fehl am Platz. Der Weg wurde immer mehr wie ein Trampelpfad und der Regen des Vorabends höhlte viele Geh Bereiche aus, sodass man über oder durch Rinnsale laufen musste. Auch wurde es immer mehr zu einem über Steine und Baumstämme Klettern und der Weg wurde immer steiler (zum Glück nach unten und nicht nach oben). Außerdem berührte man jetzt fast immer Gräser und Pflanzen mit den Beinen, als würde der Weg nur sehr selten genutzt werden. Ab hier fühlte es sich wie ein echtes Abenteuer an, als würden wir wie kleine Kinder den Urwald entdecken.

Eine nicht sehr vertrauenerweckende Brücke über einen der Bäche der mittlerweile zu einem schnellen Strom geworden war

Es war sehr schön, fast überall im Wald war irgendwo Wasser zu hören und nach einer Weile kamen wir an einem Wasserfall an. Er fiel in ein Wasserbecken und floss dann als Strömung weiter über ein paar Steine Bergabwärts. Neben dem Wasserfall pausierte eine koreanische Familie und schaute uns interessiert zu. Der Weg führte nämlich durch den Strom, doch normalerweise war der Wasserpegel wesentlich niedriger und man könnte entspannt über ein paar Steine laufen. Eine von uns dreien war mutig genug einfach durch die Strömung und über die Steine zu laufen, wir anderen zwei hatten jedoch Höhen- und vor allem Fallangst und zögerten. Die Steine waren rutschig und die Gefahr sich zu verletzten nicht gerade klein. Ich war tatsächlich an dem Punkt angelangt wieder umzukehren zu wollen doch die Koreaner versuchten uns zwei zu ermutigen. Als wir uns immer noch nicht bewegten stand eine ältere Dame auf und lief barfuß zu uns rüber. Sie stieg in die Strömung und zeigte mir an auf ihren Rückten zu steigen. Die gute Dame war nicht nur mindestens 4-mal so alt wie ich, sondern auch kleiner, leichter und vor allem barfuß in der Strömung. Wäre sie ungünstig gefallen hätte sie sich vielleicht ihren Kopf aufgeschlagen oder wäre weiter flussabwärts gestürzt. Nachdem ich mehrfach dankend abgelehnt hatte, kam nun ein älterer Herr zur Hilfe und beide gaben uns eine Hand, um uns über den Strom zu helfen. Sicher an der anderen Seite angelangt war ich absolut beeindruckt von der Aufmerksamkeit und Hilfe der beiden, die selbstlos mit ihren Hosen ins Wasser gingen, nur um uns zwei Angsthasen zu helfen.

Die zwei älteren Herrschaften waren unsere ehrenhaften Retter
Die süße Omi in Action

Nach diesem Abenteuer kamen dann die vorletzte recht entspannte aber steile Etappe. Nach einer Weile trafen wir auf eine Straße und hatten 3/4 der Strecke geschafft. Es warteten nur noch 600 Meter steil steigende, schlangenförmige Straße bei 31° C und vermutlich 97% Luftfeuchtigkeit auf uns. An einer Art Fitnessstudio im Wald machten wir erst mal eine kurze Pause und bereiteten uns mental auf die letzten 600 Meter vor.

Das Fitnessstudio (Warum würde man das nach so einer Wanderung noch tun?!)

600 Höllenmeter später hatten wir es geschafft! Der Tempel ist sehr klein und neu, er wurde erst 1930 erbaut. Da er allerdings den meisten Touristen unbekannt ist (und vermutlich zu anstrengend zu erklimmen) hatten wir den Tempel quasi für uns alleine und konnten die Ruhe und Aussicht genießen.

Auf dem Weg nach Hause hatten wir keine Energie mehr den ganzen Weg wieder zurück zu nehmen und beschlossen der Straße den Berg hinunter zu folgen. Wir kamen an einem kleinen Stand mit Tischen vorbei und bestellten Bibimguksu, sehr leckere kalte scharfe Nudeln, perfekt nach der Wanderung. Dazu gab es Eistee mit Kaffeeextrakt (keine Ahnung warum da Kaffee drin war haha) und eine Fläschchen Soju.

Das kleine Restaurant mit typisch koreanischem Charme
비빔국수 (wörtlich gemischte Nudeln)

Nach der Stärkung kamen wir spontan an einem schönen Café vorbei und genossen ein letztes Mal die Aussicht.

Caramel Macchiato
Das Café von innen war fast genauso schön wie die Aussicht

Nach einigem Hin und Her, Gefrage auf Koreanisch und fast über den Haufen gefahren werden schafften wir es ca. 8 Stunden nach Aufbruch in den Bus auf den Weg nach Hause. Es war eine wirklich tolle Erfahrung mit so vielen kleinen und großen schönen Augenblicken und Begegnungen. Der Tag war komplett anders als erwartet aber hat mich so unglaublich glücklich gemacht und wieder wie ein Kind fühlen lassen. Meine nächste Wanderung ist schon angedacht, da werde ich euch natürlich auch wieder hin mitnehmen~