18.11.2021, Donnerstag. Wenige Tage vorher hatte ich meine Abschlussprüfung in meinem Sprachkurs bestanden und beschlossen mir einen kleinen Trip zu gönnen. Um Geld zu sparen buchte ich den Mugunghwa, den langsamsten und günstigsten Zug in Korea. Für 29.000 Won konnte ich in 5 1/2 Stunden nach Seoul fahren. Um ehrlich zu sein war es sehr anstrengend so lange in Zug zu sitzen, allerdings war der Zug komfortabler als die erste Klasse der DB! Gegen 6 Uhr morgens verließ ich das Dorm und kam um 7 Uhr am Bahnhof an. Es ist empfehlenswert etwa eine halbe Stunde früher anzukommen, um ungestresst den Zug zu erreichen. Im Vorhinein hatte ich meine Tickets online gebucht, man sollte sie auf jeden Fall als ausgedruckte Papiere dabei haben. Der Zug kam ca. 10 Minuten vor Abfahrt am Gleis an und war recht spärlich besetzt. Die meisten Leute nutzen ihn eher für kurze Strecken, zumindest nicht für eine lange Reise von Busan nach Seoul. Erst gegen Ende der Fahrt bekam ich einen Sitznachbarn, bis kurz vor Seoul waren mindestens die Hälfte aller Sitze leer, sodass man neben der vielen Beinfreiheit zusätzlich noch mehr Platz nebenan hatte. Die Sitze waren nach hinten verstellbar und es gab eine Fußablage unter dem Vordersitz. Die Mitarbeiter fragen nicht aktiv nach den Fahrkarten, sondern schauen stattdessen im System, ob der belegte Sitz auch gebucht war, so konnte man sehr entspannt und leise reisen. Wenn ein Halt angekündigt wurde spielte leise klassische Musik an und eine freundliche weibliche Stimme erklärte ruhig, dass sich die Passagiere langsam fertig machen sollten. Alles in allem ein wirklich entspanntes und recht komfortables Erlebnis, trotzdem waren fast 6 Stunden eine seeehr lange Zeit.
Um 13 Uhr erreichte ich Seoul und wurde schon sehnsüchtig von meiner Freundin erwartet. Sie wohnte in Seoul und wir hatten uns für die 4 Tage ein Hostel in Insadong gebucht. Nach einer innigen Umarmung suchten wir den direkt gegenüber gelegenen Seoul Square auf. In dem Gebäude ist unter anderem die deutsche Botschaft ansässig, im Untergeschoss sind viele verschiedene Restaurants gelegen. Mit Knoblauch Ramen und Deopbab („bedeckter Reis“) planten wir unsere nächsten Tage und machten uns danach auf den Weg zu unserem Hostel.
Das einchecken lief reibungslos, wir legten unsere Sachen ab und fingen an die Gegend zu erkunden. Insadong hat sehr viele schöne Ecken und ist eher ruhig im Vergleich zu anderen Gegenden. Unser erster Stopp war Ssamjigil 쌈지길 ein 4 stöckiges Shoppingcenter, was durch sein offenes Design aber mehr wie ein großer Markt wirkt. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit hatte es schon fast ein Weihnachtsmarkt ähnliches Gefühl. Es reihten sich Kunstshop an Kunstshop es gab tausende kleine Lädchen für jede erdenkliche Art von Kunst. In einem Store mit süßen Postern, Karten, Stickern und Magnete mit süßen Katzenmotiven wurden wir fündig, im vierten Stock war das berührmte Poop Café, welches komplett auf Essen und Getränke in Form von Toiletten und Ähnlichem ausgerichtet war. Danach liefen wir durch das Hanok villiage in Insadong, das aus sehr vielen schönen Cafés und Restaurants bestand. Zum Abendessen ließen wir uns in einem Mandu Restaurant nieder, es sah sehr traditionell, etwas schäbig und vollgestopft aus (ein Zeichen, dass es gut sein muss!). Wir holten uns eine Variation an Mandus und Kalgugsu, eine traditionelle koreanische Nudelsuppe. Da ich sehr müde nach der ganzen Anreise war, machten wir uns auf den Weg zurück. Dort kamen wir an einem Stand für Dragonbeard Candy vorbei. Eine chinesische Süßigkeit aus hundertfach gezogenen Zuckerfäden gefüllt mit karamellisierten Nüssen. Gar nicht so süß wie erwartet, eher mild süß! Erschöpft fielen wir ins Bett und schliefen gute 12 Stunden durch.
Den nächsten Tag starteten wir voller Energie mit Tee und Gebäck bei Paris Baguette. Auf unserem Weg zum Hanok Village auf dem Namsan Berg stolperten wir zufällig in den Jokyesa Tempel 소계사 der gerade ein Chrysanthemen Festival hielt. Ein wunderschöner Tempel in der Mitte der Stadt. Nach einer kleinen Weile erreichten wir dann letztendlich das Hanok village auf dem Berg. Da wir früh ankamen, schien es als würde die Stadt noch schlafen. Es war ein wirklich ein schöner Spaziergang und wir quatschten über alles Mögliche.
Unsere nächste Station war Gyeongbokgung, der königliche Palast. Für ca. 30.000 Won liehen wir uns einen Hanbok für 2 Stunden aus. Frisur und Handtasche waren inklusive, in der Nähe waren überall ähnliche Läden, jeder wird einen Hanbok für seinen Geschmack finden! Mit Hanbok gab es sogar kostenlosen Eintritt im Palast. Das Gelände des Palastes war wirklich groß und es gab sehr viel zu entdecken. Der Eingang wurde neben den bunten Wachen von Haetae, einem Dämonen aus Schaf, Ziege, Drache und Löwe bewacht. Dieser sollte den Palast vor Feuer beschützen. 2 Stunden waren das perfekte Zeitfenster um den Palast entspannt anzuschauen.
Wir knipsten in einem Fotobooth noch ein paar Erinnerungsfotos und besuchten für das Mittagessen den Tongin Markt. Natürlich bestellte ich meine geliebten und bisher besten Mandu, meine Freundin Sundae, koreanische Blutwurst und Kimbab. Als Nachtisch holte ich mir Sikhye, einen traditionellen Reisdrink. Neben vielen Essensständen gab es allerlei Krimskrams, Stoffe und vieles mehr zu kaufen. Im zweiten Stock gab es einen Markt speziell für Hanboks. Es war wirklich interessant, die Stoffe und eleganten Modelle anzusehen. Da wir schon in der Nähe von Dongdaemun waren besuchten wir das DDP (Dongdaemun Design Plaza). Ein Freund meiner Freundin hielt dort eine Ausstellung für seinen Abschluss als Floral Designer. Ich muss sagen, die Werke waren alle wirklich beeindruckend und äußerst kreativ. Zum Abschluss des Tages genossen wir ein Brownie Bingsu, shaved Ice, ein traditioneller Nachtisch in Korea. Glücklich und erschöpft gingen wir auch an diesem Abend ins Bett.
Tag 3 begann sehr entspannt wieder mit Paris Baguette, danach machten wir uns auf ins Zentrum. Wir streiften durch Gangnam, besuchten „WAVE“ ein großes Kunstprojekt auf einem riesigen Bildschirm, schlenderten durch die COEX Mall und besuchten den Kakao Friends flagship store. Nachmittags trafen wir uns mit einer weiteren Freundin in einem Hundcafé. Die Hunde waren super flauschig und es war eine wirklich süße Erfahrung. Abends trafen wir uns mit vielen weiteren Freunden des OAIs und deren Freunden in einem deutschen Restaurant zum Essen. Von Bratwurst über Spaghetti Bolognese bis Schnitzel, alles auf der Karte wurde bestellt. Zum Abschluss gab es Milchtee in einem Café und wir plauderten bis tief in die Nacht. Auf dem Rückweg zu unserem Hostel probierte ich einen koreanischen Corndog (in Zucker gewälzt mit Ketchup am besten!). Ein wunderschöner erfüllender letzter Abend in Seoul und wirklich schön viele meiner Freunde wiederzusehen.
Am nächsten Morgen gingen wir wie gewohnt zu Paris Baguette und liefen über den Campus der Konkuk Universität. Zu Mittag gab es Jajangmyeon (Nudeln mit schwarzer Bohnenpaste) JJamppong (scharfe Nudelsuppe mit Seafood) und Tangsuyuk (süß saures frittiertes Schweinefleisch). Etwas wehmütig machte ich mich auf den Weg nach Hause und kam gerade noch so vor Curfew im Wohnheim an.
Ich fand Seoul wirklich schön und sogar viel schöner als erwartet. Die Reise war die perfekte Auszeit nach all den harten Wochen. Das Wetter war angenehm kühl nur die Luftqualität war schrecklich. Wir hatten die Tage mit den höchsten Werten der Feinstaubbelastung des Jahres erwischt. Ungesund aber tatsächlich gab es einen fast schon romantischen milchigen Filter über der Stadt. Seoul ist so riesig, dass man locker 10 Tage oder länger alleine mit Sightseeing füllen könnte. Ich freue mich nächstes Jahr noch einmal für längere Zeit vorbeizuschauen!
Bis nächstes mal~
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.