Seollal – koreanisches Neujahrsfest in Changwon

Seollal ist der wichtigste kulturelle Feiertag Südkoreas und wird jedes Jahr am Anfang des Jahres nach dem Mondkalender gefeiert. Es gibt sehr viele verschiedene Traditionen dazu und je nach Familie wird sich mehr oder weniger strikt daran gehalten. Das Neujahr wird meist 3 Tage lang gefeiert, dieses Jahr vom 31.01.2022 bis zum 2.02.2022. Der eigentliche Neujahrstag war dabei der 01.02, 99% aller Geschäfte haben dort zu und es ist deswegen teilweise sehr schwer Essen zu finden xD. Denn nicht nur hatte die Cafeteria der Uni, sondern hatte auch der Convenience-store im Wohnheim zu, mein koreanisches Bankinstitut beschloss zudem alle Bankaktivitäten für 4 Tage aufgrund von Wartungszwecken abzuschalten. Als Ausländer ist es am besten, die Feiertage bei koreanischen Freunden zu verbringen oder sich vorher mit Essen einzudecken, wenige große internationale Ketten wie zum Beispiel McDonalds und BurgerKing hatten allerdings noch offen.

Da die Feiertage auf Montag bis Mittwoch gefallen waren, wurde dieses Mal von vielen Koreanern quasi Freitag Nachmittag bis Mittwoch gefeiert. Die Eltern meiner Freundin luden mich von Freitag bis Sonntag zu sich ein und ihr Vater holten uns auf dem Campus mit dem Hyundai-SUV ab. Die Straßen waren natürlich super voll und der sonst einstündige Weg nach Changwon, einer Planstadt westlich von Busan mit 1 Mio. Einwohnern, dauerte gute 2 Stunden. Changwon bestand früher aus 3 Städten, Masan, Jinju und besagtem Changwon, alle wurden 2010 aber zu einer Stadt als Hauptstadt der Provinz Gyeongsangnam-do zusammengeschlossen. Sie hat aufgrund ihrer vielen Häfen eine recht große Menge an Ausländern, vor allem Indern und anderen Asiaten. Im großen aus mehreren Dutzenden 25-stöckigen Mehrfamilienhäusern bestehenden Wohnblock angekommen wurde erst einmal von Hand ein Wagen aus dem Weg geschoben um parken zu können. Da es öfters einmal zu Parkplatzmängeln kommt, parken die Autos teilweise quer vor anderen oder stehen im Weg, deswegen werden die Handbremsen nicht angezogen, damit die Autos bei Bedarf verschoben werden können.

Die Familie meiner Freundin wohnte im 24 Stock, mit einem wunderbaren Blick über den ursprünglich originalen Stadtteil von Changwon. Ich wurde herzlich von den Eltern und der Schwester begrüßt und neugierig ausgefragt. Zudem hatte die Schwester wenige Minuten vorher die Bekanntmachung über ihre Annahme an einer besonders beliebten Uni gelesen und alle waren in bester Feierlaune. Während die Mutter kochte, machten meine Freundin und ich uns zur nur 3 Minuten entfernten Mall auf und kauften einen großen Becher Baskin Robbins Eiscreme. Changwon ist so angelegt, dass in der Nähe jedes großen Wohnblocks (dieser alleine beinhaltete 6000 Haushalte) mehrere mindestens 10-stöckige Malls mit allen Ärzten, Läden und Freizeitbeschäftigungen, die man sich nur wünschen könnte, in Fußweite standen. Wieder in der Wohnung gab es Kürbispfannkuchen (Jeon) mit Reis und traditionellen Beilagen, die sonst auch für Bibimbab typisch sind. Zum Nachtisch teilten wir und dann das Eis.

Der nächste Morgen startete für die Familie sehr früh. Die Eltern verließen die Wohnung gegen 5 Uhr morgens, um in die Berge wandern zu gehen. Die Schwester ging gegen 6 zur Arbeit im Krankenhaus und meine Freundin stellte sich um die gleiche Uhrzeit am berühmtesten und besten Gimbabstand der Stadt an. Eine ältere Dame verkaufte dort von 6 bis 9 Uhr morgens unglaublich leckere Gimbab mit Thunfisch, Rindfleisch oder getrocknetem Tintenfisch. Ich habe zwar schon sehr viel Gimbab gegessen, eine Reisrolle mit verschiedensten Füllungen, jedoch war mir nie bewusst welches Potenzial das Gericht hat. Zu meiner Überraschung war besonders der getrocknete Tintenfisch lecker (Ich mag kein Seafood). Hauptsächlich schmeckte ich nur die würzige Paste, in der er gelegen hatte, fast schon süßlich, und die Konsistenz war leicht zäh, aber in sehr dünne Streifen geschnitten angenehm erfrischend. Dazu kochte die Mutter zurück von der Wanderung Tteokbokki, scharf würzige Reiskuchen mit Fischkuchen.

Nach dem Frühstück erkundeten wir die Stadt ein bisschen. Zuerst ging es zum „House of Changwon“, einem Freilichtmuseum bestehend aus dem Haus und anderen Gebäuden eines berühmten Gelehrten. Von dort aus fuhren wir mit dem Fahrrad in das Café-Viertel und genossen dort auf einer Dachterrasse mit (tatsächlich salzigem!!) Saltbread das gute Wetter. Weiter mit dem Fahrrad erreichten wir die Mall ihres Wohnviertels und streiften durch den Markt voller traditioneller Snacks und Beilagen, um sie später beim Abendessen gemeinsam zu probieren. Ich durfte mir so viele Dinge wie ich wollte aussuchen hehe.

Zurück in der Wohnung überrasche mich ihre Mutter, sie hatte am Vortag gefragt, was mein Lieblingsgericht sei (Mandu natürlich xD). Also schlug sie vor, wir sollten zusammen Mandu machen. Alle waren begeistert, selbst meine Freundin und ihre Schwester hatten das letzte Mal vor 10 Jahren Mandu selbstgemacht, da sie recht aufwendig zu machen sind. Wir 4 saßen also zusammen am Tisch und falteten was das Zeug hielt. Es erinnerte mich an die wenigen Male, bei denen ich zu Hause gelernt hatte Ravioli zu machen oder wenn ich mit meinem Vater jedes Jahr unsere Knödel rollte. Wenige Minuten gedämpft waren die Mandu auch schon verzehr bereit und sooo lecker. Den Rest des Abends verbrachten wir mit koreanischem Fernsehen, Gequatsche und vielen gescheiterten Versuchen Dalgona zu machen. Wir verkosteten alle meine Gastgeschenke und zum Glück kamen besonders der Wein und die Brotsticks super an~

Wie man Mandu macht:

Mit dem Rest der Mandu Füllung machte die Mutter fürs Frühstück Bratlinge und stellte dazu noch Bulgogikalbi auf den Tisch (Rindfleisch auf eine besondere Weise gewürzt und gebraten). Mit Hotpads bewaffnet fuhren wir zum großen See in der Mitte von Changwon und spazierten eine Runde. Der See war umgeben von Statuen und im See gab es allerlei Vögel und Fische. Seit letztem Jahr beherbergte er auch eine Schwanenfamilie, DIE Attraktion. Nachdem der Vater mit seiner digitalen Polaroid-Sticker-Kamera mehrere süße Fotos als Andenken geschossen hatte, besorgte er uns Vogelfutter und beliebte koreanische Shrimp Snacks. Die Vögel waren verrückt danach und stritten sich um die kleinen gepufften Snacks im Wasser. Zurück im Auto fuhren wir in den Stadtteil Masan, hoch den Berg hinauf über den Campus, auf dem die Mutter dozierte und parkten in einer kleinen Gasse vor lauter alten Restaurants. Drinnen gab es eine Spezialität aus Masan, die selbst viele Koreaner noch nie probiert hatten. Weiße Sojabohnensuppe, leicht gesalzen, mit ganz dünnem gebratenen Reiskuchen. Es erinnerte ein wenig an Haferschleim oder Milchreis und war sehr dicklich, machte aber trotz der 3000 Won (2,30€), die sie kostete sehr satt.

Zu Hause machten wir alle einen großen Nap und wurden von der Mutter mit „Omas Rote Bohnen Pudding“ aus den Betten gelockt. Zum Abendessen gab es ganz im Geiste von Seollal Reiskuchensuppe mit den selbstgemachten Mandu vom Vortag und dazu Chapchae. Extrem leckere gebratene Glasnudeln mit Spinat, Karotten und anderem Gemüse, dazu ein bisschen Fleisch vom Frühstück. Alle Reste wurden natürlich feinsäuberlich eingepackt und mir mit auf den Weg gegeben. Dazu noch eine Menge an Süßteilen, Seife und Hotpacks, damit ich auch ja nicht krank werde. Wirklich super süß. Die ganze Familie fuhr mich wieder zurück ins Wohnheim, es gab ein Abschiedsfotoshooting und eine warme Einladung im Frühlings zur Kirschblütenzeit wiederzukommen.

Ich bin meiner Freundin und ihrer Familie unglaublich dankbar für diese schöne Erfahrung und freue mich schon sehr auf das nächste Mal in Changwon! Ich hoffe, ihr konntet ein wenig über das koreanische Neujahr lernen und habt im Jahr des Tigers viel Glück!

Bis bald~

Seoul im November

18.11.2021, Donnerstag. Wenige Tage vorher hatte ich meine Abschlussprüfung in meinem Sprachkurs bestanden und beschlossen mir einen kleinen Trip zu gönnen. Um Geld zu sparen buchte ich den Mugunghwa, den langsamsten und günstigsten Zug in Korea. Für 29.000 Won konnte ich in 5 1/2 Stunden nach Seoul fahren. Um ehrlich zu sein war es sehr anstrengend so lange in Zug zu sitzen, allerdings war der Zug komfortabler als die erste Klasse der DB! Gegen 6 Uhr morgens verließ ich das Dorm und kam um 7 Uhr am Bahnhof an. Es ist empfehlenswert etwa eine halbe Stunde früher anzukommen, um ungestresst den Zug zu erreichen. Im Vorhinein hatte ich meine Tickets online gebucht, man sollte sie auf jeden Fall als ausgedruckte Papiere dabei haben. Der Zug kam ca. 10 Minuten vor Abfahrt am Gleis an und war recht spärlich besetzt. Die meisten Leute nutzen ihn eher für kurze Strecken, zumindest nicht für eine lange Reise von Busan nach Seoul. Erst gegen Ende der Fahrt bekam ich einen Sitznachbarn, bis kurz vor Seoul waren mindestens die Hälfte aller Sitze leer, sodass man neben der vielen Beinfreiheit zusätzlich noch mehr Platz nebenan hatte. Die Sitze waren nach hinten verstellbar und es gab eine Fußablage unter dem Vordersitz. Die Mitarbeiter fragen nicht aktiv nach den Fahrkarten, sondern schauen stattdessen im System, ob der belegte Sitz auch gebucht war, so konnte man sehr entspannt und leise reisen. Wenn ein Halt angekündigt wurde spielte leise klassische Musik an und eine freundliche weibliche Stimme erklärte ruhig, dass sich die Passagiere langsam fertig machen sollten. Alles in allem ein wirklich entspanntes und recht komfortables Erlebnis, trotzdem waren fast 6 Stunden eine seeehr lange Zeit.

Um 13 Uhr erreichte ich Seoul und wurde schon sehnsüchtig von meiner Freundin erwartet. Sie wohnte in Seoul und wir hatten uns für die 4 Tage ein Hostel in Insadong gebucht. Nach einer innigen Umarmung suchten wir den direkt gegenüber gelegenen Seoul Square auf. In dem Gebäude ist unter anderem die deutsche Botschaft ansässig, im Untergeschoss sind viele verschiedene Restaurants gelegen. Mit Knoblauch Ramen und Deopbab („bedeckter Reis“) planten wir unsere nächsten Tage und machten uns danach auf den Weg zu unserem Hostel.

Das einchecken lief reibungslos, wir legten unsere Sachen ab und fingen an die Gegend zu erkunden. Insadong hat sehr viele schöne Ecken und ist eher ruhig im Vergleich zu anderen Gegenden. Unser erster Stopp war Ssamjigil 쌈지길 ein 4 stöckiges Shoppingcenter, was durch sein offenes Design aber mehr wie ein großer Markt wirkt. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit hatte es schon fast ein Weihnachtsmarkt ähnliches Gefühl. Es reihten sich Kunstshop an Kunstshop es gab tausende kleine Lädchen für jede erdenkliche Art von Kunst. In einem Store mit süßen Postern, Karten, Stickern und Magnete mit süßen Katzenmotiven wurden wir fündig, im vierten Stock war das berührmte Poop Café, welches komplett auf Essen und Getränke in Form von Toiletten und Ähnlichem ausgerichtet war. Danach liefen wir durch das Hanok villiage in Insadong, das aus sehr vielen schönen Cafés und Restaurants bestand. Zum Abendessen ließen wir uns in einem Mandu Restaurant nieder, es sah sehr traditionell, etwas schäbig und vollgestopft aus (ein Zeichen, dass es gut sein muss!). Wir holten uns eine Variation an Mandus und Kalgugsu, eine traditionelle koreanische Nudelsuppe. Da ich sehr müde nach der ganzen Anreise war, machten wir uns auf den Weg zurück. Dort kamen wir an einem Stand für Dragonbeard Candy vorbei. Eine chinesische Süßigkeit aus hundertfach gezogenen Zuckerfäden gefüllt mit karamellisierten Nüssen. Gar nicht so süß wie erwartet, eher mild süß! Erschöpft fielen wir ins Bett und schliefen gute 12 Stunden durch.

Den nächsten Tag starteten wir voller Energie mit Tee und Gebäck bei Paris Baguette. Auf unserem Weg zum Hanok Village auf dem Namsan Berg stolperten wir zufällig in den Jokyesa Tempel 소계사 der gerade ein Chrysanthemen Festival hielt. Ein wunderschöner Tempel in der Mitte der Stadt. Nach einer kleinen Weile erreichten wir dann letztendlich das Hanok village auf dem Berg. Da wir früh ankamen, schien es als würde die Stadt noch schlafen. Es war ein wirklich ein schöner Spaziergang und wir quatschten über alles Mögliche.

Unsere nächste Station war Gyeongbokgung, der königliche Palast. Für ca. 30.000 Won liehen wir uns einen Hanbok für 2 Stunden aus. Frisur und Handtasche waren inklusive, in der Nähe waren überall ähnliche Läden, jeder wird einen Hanbok für seinen Geschmack finden! Mit Hanbok gab es sogar kostenlosen Eintritt im Palast. Das Gelände des Palastes war wirklich groß und es gab sehr viel zu entdecken. Der Eingang wurde neben den bunten Wachen von Haetae, einem Dämonen aus Schaf, Ziege, Drache und Löwe bewacht. Dieser sollte den Palast vor Feuer beschützen. 2 Stunden waren das perfekte Zeitfenster um den Palast entspannt anzuschauen.

Wir knipsten in einem Fotobooth noch ein paar Erinnerungsfotos und besuchten für das Mittagessen den Tongin Markt. Natürlich bestellte ich meine geliebten und bisher besten Mandu, meine Freundin Sundae, koreanische Blutwurst und Kimbab. Als Nachtisch holte ich mir Sikhye, einen traditionellen Reisdrink. Neben vielen Essensständen gab es allerlei Krimskrams, Stoffe und vieles mehr zu kaufen. Im zweiten Stock gab es einen Markt speziell für Hanboks. Es war wirklich interessant, die Stoffe und eleganten Modelle anzusehen. Da wir schon in der Nähe von Dongdaemun waren besuchten wir das DDP (Dongdaemun Design Plaza). Ein Freund meiner Freundin hielt dort eine Ausstellung für seinen Abschluss als Floral Designer. Ich muss sagen, die Werke waren alle wirklich beeindruckend und äußerst kreativ. Zum Abschluss des Tages genossen wir ein Brownie Bingsu, shaved Ice, ein traditioneller Nachtisch in Korea. Glücklich und erschöpft gingen wir auch an diesem Abend ins Bett.

Tag 3 begann sehr entspannt wieder mit Paris Baguette, danach machten wir uns auf ins Zentrum. Wir streiften durch Gangnam, besuchten „WAVE“ ein großes Kunstprojekt auf einem riesigen Bildschirm, schlenderten durch die COEX Mall und besuchten den Kakao Friends flagship store. Nachmittags trafen wir uns mit einer weiteren Freundin in einem Hundcafé. Die Hunde waren super flauschig und es war eine wirklich süße Erfahrung. Abends trafen wir uns mit vielen weiteren Freunden des OAIs und deren Freunden in einem deutschen Restaurant zum Essen. Von Bratwurst über Spaghetti Bolognese bis Schnitzel, alles auf der Karte wurde bestellt. Zum Abschluss gab es Milchtee in einem Café und wir plauderten bis tief in die Nacht. Auf dem Rückweg zu unserem Hostel probierte ich einen koreanischen Corndog (in Zucker gewälzt mit Ketchup am besten!). Ein wunderschöner erfüllender letzter Abend in Seoul und wirklich schön viele meiner Freunde wiederzusehen.

Am nächsten Morgen gingen wir wie gewohnt zu Paris Baguette und liefen über den Campus der Konkuk Universität. Zu Mittag gab es Jajangmyeon (Nudeln mit schwarzer Bohnenpaste) JJamppong (scharfe Nudelsuppe mit Seafood) und Tangsuyuk (süß saures frittiertes Schweinefleisch). Etwas wehmütig machte ich mich auf den Weg nach Hause und kam gerade noch so vor Curfew im Wohnheim an.

Ich fand Seoul wirklich schön und sogar viel schöner als erwartet. Die Reise war die perfekte Auszeit nach all den harten Wochen. Das Wetter war angenehm kühl nur die Luftqualität war schrecklich. Wir hatten die Tage mit den höchsten Werten der Feinstaubbelastung des Jahres erwischt. Ungesund aber tatsächlich gab es einen fast schon romantischen milchigen Filter über der Stadt. Seoul ist so riesig, dass man locker 10 Tage oder länger alleine mit Sightseeing füllen könnte. Ich freue mich nächstes Jahr noch einmal für längere Zeit vorbeizuschauen!

Bis nächstes mal~

3 Tage in Jeonju

Samstag, 02.10.2021, 8 Uhr morgens. Nach einer kurzen Nacht machte ich mich auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Station. Es war das erste Mal, dass ich das Wohnheim so früh verließ, da wir aufgrund von Corona keine Vorlesungen auf dem Campus haben und auch erst ab 7 Uhr das Wohnheim verlassen dürfen. Es war ein wirklich wunderschöner Morgen, die Gegend um die Uni war gerade erst am Aufwachen, die Luft war frisch und die Sonnenstrahlen färbten alles in einen orange-gelben Farbton. Ein Spaziergang in totaler Ruhe und das in einer Stadt mit 4 Millionen Einwohnern…

Auf dem Weg den Campus zu verlassen

In der U-Bahn-Station traf ich auf eine meiner zwei Freundinnen. Ich hatte sie in meinem Sprachkurs kennengelernt und um ehrlich zu sein das erste Mal wirklich getroffen (ein großer Fehler, man sollte Leute, mit denen man in Urlaub fährt, gut kennen bevor man ein Zimmer zusammen bucht xD). Wir machten uns auf zu einem großen Busterminal in Busan, von dem aus die Reisebusse abfuhren. Da war die Bustickets online gebucht hatten mussten wir sie an einem der Schalter vorzeigen und in Tickets aus Papier umwandeln lassen. Erst dann konnten wir in einen der sehr komfortablen Busse einsteigen.

Die Halle des Busterminals mit vielen Klamotten und Schuhläden
Komfortable Ledersitze mit viel Beinfreiheit und breiten Sitzen

Die Fahrt mit dem Bus dauerte ca. 4 Stunden und ging größtenteils über die koreanische Autobahn und durch einige Tunnel. Die Aussicht war eigentlich sehr schön und der Busfahrer fuhr – im Gegensatz zu Stadtbussen – sehr sicher und angenehm. Nach 2,5 Stunden gab es dann eine 10 Minütige Pause an einer Raststätte. Diese sah ganz anders aus wie Raststätten in Deutschland, denn es gab direkt an der Front des Gebäudes mehrere verschiedene Essensstände und innen noch einmal eine kleine Foodhall. Allerdings wurden dort ausschließlich süße oder frittierte Dinge inklusive Kaffee verkauft, wer also etwas anderes möchte, sollte sich etwas von zu Hause mitnehmen.

Ein größerer Außenbereich mit verschiedensten Snack-Ständen

Nach weiteren 1,5 Stunden kamen wir im 32 Grad heißen Jeonju an. Die Stadt hat in etwa die Größe von Mannheim und ist somit eher eine kleine Stadt. Allerdings ist sie bekannt für ihr Hanok-Village (traditionell koreanische Häuser) und für ihr sehr gutes, traditionell koreanisches Essen, besonders Bibimbap und Choco pie. Jeonju ist sogar eine UNESCO city of gastronomy. Nach der Ankunft brachten wir unser Gepäck in unser Zimmer, das zugegeben sehr viel kleiner war als angenommen und dessen Badtür sich nicht richtig schließen ließ. Für die 2 Tage war es allerdings ausreichend (man konnte dank einer gewissen Person sowieso nicht schlafen -.-). Da ich hungrig war, suchten wir einen lokalen Markt auf und ich kaufte frisch gemachte mit Fleisch gefüllte Wangmandu (왕만두) auch Königsmandu genannt. Mandu sind koreanische Dumplings und existieren in den verschiedensten Größen, Formen und Füllungen.

Das Zimmer für 2 Nächte
Super leckere Mandu
Ein Stand mit ganz vielen verschiedenen koreanischen Nebenspeisen, die traditionell zu Mahlzeiten neben Reis und Fleisch auf dem Tisch stehen

Wir ruhten uns auf dem Zimmer ein bisschen aus und gegen 6 fuhren wir zu einem sehr schönen traditionellen Restaurant, wo ich auf meine andere Freundin traf. Das Restaurant war anscheinend berühmt dafür, dass BTS dort eine Episode ihrer Serie drehte und dort aß. Wir saßen tatsächlich sogar an exakt dem Tisch wo auch sie saßen und auf jedem Stuhl war ein Aufkleber von dem Mitglied der Band, das dort gesessen hatte. Wir bestellten Bibimbap und quatschten viel, da ich und meine andere Freundin uns seit mehreren Monaten nicht gesehen hatten. Leider studiert sie nämlich an einer anderen Uni als ich, in der Nähe von Seoul.

Bibimbap
Verschiedenste Nebenspeisen zum Bibimbap
Das Restaurant in traditionellem Baustil

Nach dem Essen beschlossen ich und meine gute Freundin noch das Hanok Village bei Nacht zu erkunden. In dem Dorf sind überall Essensstände, Spiele, Lichter, Konzerte und Cafés. Im Prinzip wie ein aufgeräumter Jahrmarkt in traditionell koreanischen Häusern. Es war wunderschön und vor allem lecker. Wir streiften gute 3 Stunden um die Häuser und genossen den schönen Sommerabend.

Am nächsten Morgen sollte es nach Awon gehen, einem Resort ca. eine Stunde von Jeonju entfernt. Die Busfahrt war sehr wild, auf sehr engen Straßen ging es mitten durch die Pampa, die Dörfer wurden immer kleiner, die Häuser immer ärmlicher und wirkten selbstgebastelt, alle Häuser reihten sich quasi nur an der einen Straße auf welcher der Bus alle 5 Stunden vorbeifuhr. In Awon angekommen mussten wir eine Eintrittskarte kaufen und durften dann in das Resort, welches auch eine Art Museum war. Das Ziel des Resorts war es, sich in der Natur zu erholen und von der Schönheit des Ortes inspiriert zu werden. Der Keller des Hauses diente als Museum und war im Kontrast zu den Hanoks auf dem Gelände aus Beton und sehr „ungeschliffen“ gehalten. Neben dem Ausstellungsraum gab es ein Teezimmer, in dem man ohne Schuhe auf dem Boden sitzen und hinausschauen konnte. Ein Element, mit dem der Künstler viel spielte, war das Wasser. Selbst im Ausstellungsraum gab es eine große Wasserfläche und auch draußen traf man immer wieder auf schöne Wasserbecken oder Wasserspiele.

Wir gingen die Treppen nach oben und begaben uns in den wunderschön angelegten Außenbereich. Dieser bestand im Prinzip aus 5 Bereichen: einem Feld von pink muhly Gras, einem kleinen Bambus Wald der einmal um den Außenbereich führte, einem kleinen Teich, Hanoks und einem großen Hanok mit Ausblick in die Berge. Jeder Bereich hatte seinen eigenen Charme und bot viele Möglichkeiten wunderschöne Bilder zu machen. Das Café hatte neben Americano noch traditionellen Omija Tee im Angebot, ein Tee aus einer traditionellen Heilpflanze, sehr süß und erfrischend!

Gegen Nachmittag verließen wir Awon und gingen in das andere einige hundert Meter entfernte Hanok Dorf. Recht zufällig stolperten wir in das einzige Restaurant des Dorfes und wurden positiv überrascht. Sie servierten nur ein Menü, da es Feiertag war, aber es war grandios. Der Reis wurde in Bambus gedämpft und serviert und alle Nebenspeisen waren super frisch und lecker. Das Fleisch war super zart und da alle Nebenspeisen verschiedene Geschmäcker und Konsistenzen hatten war es ein sehr abgerundetes Geschmackserlebnis. Der Kellner war so lieb und ließ uns sogar das Bambusgefäß als Andenken behalten. Die letzten 2 Stunden unseres Ausflugs verbrachten wir dann in einem Café an einem See in der Nähe des Restaurants.

Abends wieder in Jeonju angekommen beschlossen ich und meine gute Freundin ein weiteres Mal nachts durch das Hanok Village zu spazieren. Außerdem aßen wir in einem mehrere Generationen alten Restaurant einer Dame, die wir am Vorabend zufällig kennengelernt hatten. Wir waren eigentlich nur auf dem Klo in einem Café und unterhielten uns auf Deutsch als sie uns plötzlich auf Deutsch ansprach und in ein Gespräch verwickelte. Ein wirklich seltener Zufall mitten im Nirgendwo einen Koreaner zu treffen der auch noch fließend Deutsch sprach. Sie lud uns in ihr Restaurant ein und erzählte uns von der Historie des Geschäfts. Das Essen war auch wirklich köstlich, man merkte, dass hinter den Rezepten viel Erfahrung und Liebe steckten. Im Hanok Village probierten wir dann die berühmten Choco pies aus Jeonju und Tanghulu, Früchte mit einer Art durchsichtigen Zuckerglasur, die allerdings ganz hart ist. Wir philosophierten einige Zeit in einem Pavillon in der Nähe und erkundeten weitere historische Gebäude und interessante Straßen bei Nacht. Es war wirklich eine perfekte Nacht~

Am nächsten Morgen gingen wir zu zweit durch die modernen Straßen von Jeonju und schauten uns die Läden an. Es gab sehr viele coole Läden, sogar ein Shop mit Klamotten und Schuhen von National Geographic (das habe ich in Europa zumindest noch nie gesehen). Die Straßen erinnerten mit ihrem Kopfsteinpflaster schon fast an Europa und auch die Gebäude wirkten auf mich recht heimisch. Die Straßen waren von interessanten kunstvollen Strukturen überdacht und jede Straße hatte eine Art Thema und alle Läden einer Branche waren dort angesiedelt. Es war ein schöner Abschluss dieses ereignisreichen Wochenendes und nach einer Portion Pasta in einem Brotleib machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen und freue mich schon von meinen nächsten Erlebnissen zu erzählen! Bis bald~

Auf nach Busan!

06.08.2021, Freitag, nach Verteilungsstelle. Meine Freunde blieben alle in Seoul, ich jedoch wollte mit dem KTX nach Busan und musste nach ganz rechts ans Ende des Terminals, wo Busse die Reisenden in verschiedene Städte brachten. Meine koreanische Freundin, die damals mein Buddy in Deutschalnd war, begrüßte mich hinter der Abgrenzung zum normalen Teil des Flughafens und überredete den Sicherheitsbeamten, sodass wir uns trotz aller Bestimmungen kurz sehen konnten und sie mir ein total süßes care package geben konnte. Danach hatte ich noch etwas Zeit mir in den convenience stores im Terminal etwas zu Essen und Trinken zu kaufen, denn die normalerweise funktionierenden kostenlosen Wasserspender waren leider alle out of order. Ich wartete auf einer Bank und wusste nicht genau wohin ich musste, wann ich weg musste und an wen ich mich wenden soll, da mal wieder alles nur auf Koreanisch erklärt wurde.

Einer der Infopläne, allerdings leider ohne Info wo man sich gerade befindet.

Das Problem wurde kurz später von einem schlecht gelaunten Busfahrer gelöst, der mich böse anschaute und auf Koreanisch anmotzte. Er gab mir ein Zeichen, dass ich mich gefälligst beeilen sollte, der Bus würde in Kürze losfahren. Vermutlich aufgrund von Corona, half mir leider keiner meinen viel zu schweren Koffer in den  bereits fast komplett vollen Kofferraum des Busses zu hieven, nach ca. 15 Versuchen hatte ich es dann aber trotzdem geschafft. Jedoch traten neue Herausforderungen auf, je weiter man sich vom Gate entfernte, desto weniger wurde Englisch gesprochen und verstanden. Sobald man den Flughafen verließ, war man auf sich alleine gestellt, bereits im Bus kamen alle Ansagen auf Koreanisch. Die Fahrt zur Gwangmyeong KTX Station dauerte ca. 45 Minuten und verlief recht ruhig.

In der Station zahlte ich dann rückwirkend für das Bus Ticket und für das KTX Ticket (insgesamt 66.000 Won ca. 50€). In der Station waren 2 railway police officer die auf koreanisch die nächsten Züge aufriefen, allerdings weder nach Zugnummer noch nach Endstation, sondern nach Uhrzeit… Keiner von uns Ausländern wusste Bescheid was als nächstes passiert, doch durch nickende Antwort auf das Zeigen meines Zugtickets wurde uns versichert wir seien immer noch richtig. Im Entenmarsch ging es dann an das Gleis, dort stand auf einer Anzeige bereits wo welcher Wagen halten wird. Nach kurzem Warten traf der Zug ein und die Türen gingen auf, der Eintritt war von Bändern versperrt, sodass alle wussten dies war der Corona-Wagon. Die Sitze waren sehr angenehm und ich hatte einen kompletten Tisch für mich alleine. Die Fahr ging ca. 2 Stunden und führte abwechselnd an schönen Landschaften und Städten mit Hochhäusern vorbei.

Bei der Ankunft in Busan wurden alle Fahrgäste abgefangen und gefragt wie sie zu ihrer Enddestination kamen. Mir wurde von meiner Uni gesagt, dass ich am Bahnhof abgeholt werden würde, allerdings wussten die zwei Mitarbeiter nun nicht, ob ich in die Gruppe Privatabholung oder Taxifahrt zum Quarantänehotel gehörte. Also ging es erst mal mit allen aus dem Bahnhof raus, direkt ins Testzentrum, wo lauter aufgeregte Koreaner auf Koreanisch diskutierten wie sie mit mir nun umgehen sollte, weil ich in keine der beiden Gruppen so richtig reinpasste. Einer der Mitarbeiter erbarmte sich mir und versuchte mit all seinem Englisch die Situation zu klären. Kurz gesagt, es wurde ein grauenhaft schmerzhafter Covid-Test in Rachen und Nase gemacht, tausende Unterlagen wurde begutachtet und nach 10 Minuten traf auch endlich mein Taxi ein, welches die armen Mitarbeiter erlöste, die mich in einem gekühlten Warteraum geparkt hatten.

Der Taxifahrer fuhr typisch koreanisch wild und auch alle anderen fuhren nicht anders. Statt rechts vor links scheint, wer zuerst da ist fährt zuerst zu gelten, auch rote Ampeln sind eher unwichtig, Bahnen werden dauernd gewechselt (ohne zu schauen) und auch von rechts wird mal überholt. Zwischendrin stand mein Taxi auf einer Kreuzung mit 4 Bahnen im Weg, weil es gerade so über die rote Ampel fuhr, sich die Autos vor uns allerdings stauten.

Nach 35 Minuten kam ich dann zum Glück heile an meinem Dormitory an. Begrüßt wurde ich von einer sehr netten Koreanerin, Kopf bis Fuß bedeckt in einem weißen Anzug, Handschuhen, Brille und Maske. Sie konnte zum Glück sehr gut Englisch und freute sich über meine Ankunft. Zur Begrüßung gab es ein paar Snacks gegen den Hunger, Bettwäsche und ein Päckchen voll mit Masken, Desinfektionsmitteln, Medikamenten und einem Thermometer. Nach gut 36 Stunden hatte ich es also geschafft, ich war endlich angekommen. Der Ausblick ist einfach traumhaft und von meinem Balkon aus kann man wunderbar das Zirpen der Zikaden hören und fühlt die schwüle Hitze (32 °C), die draußen herrscht. Alles in allem war die Reise wirklich schön, auch mit meinem Quarantänezimmer bin ich sehr zufrieden und nun sehr gespannt auf das Essen.